Was du über Naturfasern wissen solltest

Was du über Naturfasern wissen solltest
2. Mai 2020 Caroline
In Naturfaser
100% Baumwolle
12 Min. Lesezeit

Naturfasern haben einen natürlichen Ursprung, das bedeutet, sie werden aus pflanzlichen, tierischen und auch mineralischen Rohstoffen gewonnen. Das ist auch der entscheidende Unterschied zu Chemiefasern, die einerseits aus synthetischen Polymeren hergestellt werden können und andererseits mithilfe von chemischen Lösungsmitteln aus bestimmten Rohstoffen gewonnen werden. [1]

Hier vorab die wichtigsten Fakten zu Naturfasern im Überblick

  1. Baumwolle ist die am meisten genutzte Naturfaser. Durch die Herstellung von konventioneller Baumwolle werden Natur und Umwelt ausgebeutet. Es lohnt sich auf Kleidung aus zertifizierter Biobaumwolle umzusteigen.
  1. Gerade bei tierischen Naturfasern, die aus den Haaren oder dem Fell von Tieren gewonnen werden, sollte die Herkunft und der Preis der Kleidung kritisch hinterfragt werden. Bei billigen Produktionen und entsprechenden Preisen stand meistens nicht gerade das Tierwohl im Vordergrund.
  1. Pauschal lässt sich nicht sagen, ob es besser wäre, Chemiefasern zu konsumieren. Polyester z.B. wird aus Erdöl hergestellt und ist nicht biologisch abbaubar  – dem entgegenzusetzen ist, dass es auch natürliche Chemiefasern gibt, die aus Holz gewonnen werden. Tencel ist so eine natürliche Faser und bietet derzeit die besten Vorraussetzungen was Nachhaltigkeit, Ökologie und soziale Anforderungen angeht.
  1. Achtet beim Kleiderkauf von Naturfaser am besten auf unsere vertrauenswürdigen Textilsiegel: GOTS, IVN, bluesign, MADE IN GREEN by OEKO-TEX, FairWear Foundation oder Fairtrade Cotton.
  1. Ein weiterer erster Schritt in die richtige Richtung, um den Fast Fashion Wahnsinn zu stoppen, ist es seinen Konsum generell zu überdenken. Kaufe zertifizierte Kleidung, kaufe Secondhand und versuche am besten weniger zu konsumieren.

Welche Naturfasern gibt es?

Die bekannteste Naturfaser, die Du wahrscheinlich auch aus dem ein oder anderen Kleidungsstück kennst, ist Baumwolle. Die Faser wird aus der Baumwollpflanze gewonnen und ist damit pflanzlichen Ursprungs.
Weitere pflanzliche Naturfasern sind:

  • Leinen
  • Hanf
  • Jute
  • Ramie
  • Sisal

Diese Liste könnten wir noch um viele, viele Fasern erweitern, haben uns allerdings auf diese Arten beschränkt, das sie die bekanntesten und am meisten verwendeten Naturfasern in der Bekleidungsindustrie sind.

Eine andere Sorte von Naturfasern sind tierische Fasern. Häufig werden diese aus dem Fell oder den Haaren von Tieren gewonnen – eine sehr bekannte Faser ist v.a. im Winter bei uns sehr beliebt: Wolle.

Diese tierischen Naturfasern gibt es außerdem:

  • Alpaka
  • Angora
  • Kaschmir
  • Mohair
  • Seide
  • Merino

Auch diese Liste könnte noch viel länger werden, da es in den verschiedenen Woll- und Seidenkategorien noch sehr viele verschiedene Arten gibt. Nach Angaben der FAO (Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der vereinten Nationen) ist die mit Abstand meist produzierte Faser weltweit die Baumwolle, darauf folgen Jute und Wolle.

Was ist der Unterschied zwischen Naturfasern und Chemiefasern?

Naturfasern haben einen natürlichen Ursprung, eben entweder tierisch, pflanzlich oder mineralisch. Chemiefasern dagegen werden künstlich hergestellt. Dabei unterscheidet man zwischen synthetischen Chemiefasern und natürlichen Chemiefasern. Synthetische Chemiefasern werden auch als Kunstfasern bezeichnet, Polyester ist eine prominente Faser aus dieser Kategorie. Dagegen werden natürliche Chemiefasern aus natürlichen Stoffen wie z.B. Zellulose, welche aus Eukalyptus Bäumen gewonnen wird, hergestellt. Trotzdem gelten diese Fasern, wie Lyocell oder Viskose, nicht als Naturfasern.

Was ist nachhaltiger: Naturfaser oder Chemiefaser?

Ein pauschaler Vergleich der beiden Fasern ist schwierig. Für Anhänger eines veganen Lebensstils mag es sinnvoll sein, tierische Fasern mit Kunstfasern und pflanzlichen Fasern zu ersetzen. Synthetische Kunstfasern landen aber in Form von Plastikmüll und Mikroplastik in den Meeren und der Natur, weil diese Fasern schlecht oder gar nicht recycelbar sind.

Der Anbau von Baumwolle verschlingt Unmengen an wertvollem Wasser, bei der Herstellung von Polyester wird keinerlei Anbaufläche, geschweige denn von Pflegemaßnahmen wie Pestiziden und Wasser, benötigt. Trotzdem ist Baumwolle biologisch abbaubar und kann, wenn es als reines Baumwollprodukt verarbeitet wird, auch recycelt werden. [2] Laut dem Umweltinstitut München macht die Baumwollproduktion ein Viertel der weltweiten Textilproduktion aus, das sind 25 Millionen Tonnen Baumwolle pro Jahr. Davon werden 75% in Entwicklungsländern angebaut, wo das Einkommen den Bauern gerade so zum Überleben reicht. [3]

So haben beide Fasern ihre Vor- und Nachteile. Ein Problem auf beiden Seiten ist der hohe Bedarf an Textilfasern, der Ausbeutung von Menschen und irreparable Schäden in der Natur zurücklässt. Um die Frage zu beantworten: Am nachhaltigsten wäre es, keine Textilien und generell viel, viel weniger zu konsumieren.

Wie werden Naturfasern hergestellt? 

Pflanzliche Naturfasern stammen meist aus Faserpflanzen, deren Fasern dann alleine oder in der Mischung mit anderen Fasern zu einem Gewebe weiterverarbeitet werden kann. Wir haben hier kurz die wichtigsten Fasern für dich aufgelistet:

  • Baumwolle

Baumwolle wird aus einer Pflanze gewonnen, die ursprünglich in tropischen und subtropischen Gebieten angebaut wurde, da sie es gerne warm und regenreich mag. Aufgrund des weltweit wachsenden Bedarfs an Baumwolle wird die Pflanze nun aber auch in trockenen Regionen angebaut, wo eine Menge künstliche Bewässerung notwendig ist und Wasser gleichzeitig ein besonders wertvolles Gut ist.[4] Neben Wasser werden beim konventionellen Baumwollanbau auch viele Pestizide und Mineraldünger eingesetzt, da die Pflanze sehr anfällig für Schädlinge ist.[5] Wie schon erwähnt machen die Umstände, unter denen Baumwolle angebaut wird, die Faser zu einer Zumutung für Mensch und Natur. Dafür gibt es Labels, die ausschließlich mit Bio-Baumwolle arbeiten, wie ArmendAngels, Degree, dariadeh, grundstoff oder .

  • Leinen

Leinen wird aus Flachs gewonnen und anschließend aus der Flachsfaser gewebt. Hauptanbaugebiet hier ist China, danach folgen Frankreich und Belgien. Beim Anbau der Pflanze werden wesentlich weniger Chemikalien eingesetzt, als bei der Baumwollproduktion. Das Besondere an Leinen ist, dass es als einzige Naturfaser in kontrolliert biologischer Qualität aus heimischem Anbau, nämlich aus Westeuropa auf dem Markt ist.[6]

  • Hanf

Hanffasern werden aus der Hanfpflanze gewonnen, die heute hauptsächlich in China und Nordkorea angebaut wird. In Deutschland war der Hanfanbau sogar zwischen 1982 und 1995 wegen des Betäubungsmittelgesetzes verboten. Heute ist der Anbau von Nutzhanf wieder erlaubt.[7] Obwohl sich Hanf mittlerweile fast genauso angenehm wie Baumwolle tragen lässt, stellt es auf dem Textilmarkt nur ein Nischenprodukt dar. [8]

  • Jute

Die Jutepflanze wächst in tropischen Klimagebieten und wird heute hauptsächlich in Indien und Bangladesch kultiviert. Nach Baumwolle ist Jute die am meisten verarbeitete Naturfaser und wird viel für die Produktion von Verpackungen wie Säcke oder Teppiche verwendet. Aber Jute wird auch als Dämmstoff eingesetzt – ein natürliches Multitalent, das obendrein komplett biologisch abbaubar ist.[9]

  • Ramie

Die Pflanze stammt aus der Familie der Brennnesselgewächse. Angebaut wird sie derzeit in Ostasien, Südamerika und nicht so oft auch in Europa. Die Faser erinnert mit ihrem leichten Gewebe an Leinen. Da die Faser jedoch nicht so widerstandsfähig ist, wird sie häufig in Baumwoll- oder Wollprodukten beigemischt. Die Verarbeitung von Ramie ist nicht so einfach, wie die von Baumwolle, Leinen oder Wolle, womit sie auf dem Markt nicht mit den billigeren Fasern mithalten kann, und eher selten verwendet wird. [10]

  • Sisal

Sisal kennen vielleicht einige von den bekannten Sisal Teppichen. Dafür ist die Faser auch bestens geeignet, da sie sehr zugfest und steif ist. Weiter wird Sisal auch für Seile oder Taue verwendet. Die Faser wird aus der Sisal-Agave gewonnen und hauptsächlich in Brasilien angebaut. [11]

Tierische Naturfasern werden aus den Fellen oder Haaren von Tieren gewonnen. Eine Ausnahme bildet hierbei Seide, da die Fasern aus dem Kokon des Maulbeer-Seidenspinners abgewickelt werden.

Wolle wird v.a. aus den weichen Haaren der Schafe gewonnen. Aber es gibt noch weitere Tiere, deren flauschiges Fell gerne für die Textilproduktion verwendet wird:

  • Alpakas oder Lamas sehen nicht nur so fluffig aus, ihr Fell hält auch besonders warm, was es für die Wollproduktion attraktiv macht. Zudem wird die Wolle als weiche, seidig-glänzende Naturfaser beschrieben, die wärmer und feiner als Schafwolle ist. Alpakas müssen, ähnlich wie die Angorakaninchen, regelmäßig geschoren werden, da ihr Fell sonst verfilzt und es zu einem Hitzestau kommen kann. [12] Durch die Zucht haben die Tiere die Fähigkeit zu einem natürlichen Fellwechsel verloren. [13]
  • Angorakaninchen werden bis zu viermal pro Jahr geschoren. Die Wolle, die ein Kaninchen pro Jahr hergibt, reicht für einen Pullover. Ihre Wolle gilt als fein, leicht und sehr wärmend. Zum Vergleich: Die Haare von Angorakaninchen sind viermal dünner als menschliches Haar.[14] 90 % der weltweit produzierten Angorawolle stammt aus China, wo den Kaninchen qualvoll das Fell ausgerissen wird. Sie werden in engen Käfigen gehalten, was absolut gegen ihre Natur ist, und erhalten keinerlei tierärztliche Versorgung. Die meisten sterben nach zwei Jahren und weil männliche Kaninchen weniger Fell als weibliche haben, werden die Männchen direkt bei der Geburt getötet. [15] Wenn du dir ein Kleidungsstück aus Angora zulegen möchtest, achte darauf möglichst aus regionalen, kleinen Zuchtbetrieben zu kaufen, um die furchtbaren Umstände unter denen die Kaninchen in China gehalten werden, nicht zu unterstützen. [16]
  • Kaschmirziegen leben in der Mongolei und in China. Kaschmir gilt als besonders edle Luxusfaser und wird aus der Wolle der Ziegen gewonnen. Deutschland gehört zu einem der vier großen Abnehmer von mongolischem Kaschmir. Weil in der Mongolei die Temperaturen im Winter auf bis zu -30 Grad fallen, wächst den Ziegen ein besonders warmes Unterfell. Im Frühjahr wird ihnen das dann herausgekämmt. Leider meist in einer sehr schmerzhaften Prozedur, wie PETA aufdeckt.[17] Aber es gibt auch Labels wie Cashmere Sisters, die auf eine tierfreundliche, artgerechte Haltung der Ziegen achten.
  • Mohair von der Angoraziege ist eine besonders seidige Wolle. Je älter die Ziege wird, desto dicker werden die Haare. Daher wird Mohair in die Kategorien „kid“, „young goat“ und „adult“ unterteilt, wobei „kid“ hauptsächlich für Kleidung verwendet wird und „adult“ mehr für Decken und Teppiche zum Einsatz kommt.[18] Leider kommt auch hier ein Großteil der Wolle aus Südafrika, der Türkei, Lesotho oder Texas, wo die Tiere nur wegen ihrem Fell gezüchtet werden und dort gewaltsam und brutal geschoren werden. Häufig tragen sie bei beim Scheren Verstümmelungen und Verletzungen davon, so die Tierrechtsorganisation PETA. [19]

Was ist besser: Naturfaser oder Chemiefaser?

Vergleicht man die beiden prominentesten Vertreter der beiden Faserarten, Baumwolle mit Polyester, ist die Naturfaser im Vergleich sehr viel saugfähiger. Das führt dazu, dass sich keine Staunässe bilden kann – bei billig produzierten synthetischen Kleidungsstücken merkt man, dass diese schnell unangenehme Gerüche entwickeln.

Die Wasseraufnahmefähigkeit von Baumwolle führt aber auch dazu, dass diese Kleidungsstücke wesentlich langsamer trocknen, als vergleichbare synthetische Stücke. [4] Zudem ist Baumwolle reißfest und angenehm auf der Haut zu tragen.

Was wird aus Naturfasern hergestellt? 

Naturfasern können in fast jedem Kleidungsstück verarbeitet werden. Ein sehr prominentes Beispiel ist Denim Stoff aus Baumwolle, aus dem das wohl beliebteste Kleidungsstück der Deutschen, die Jeans hergestellt wird. Leinen wird wegen seiner kühlenden Eigenschaften gerne für Sommerklamotten verarbeitet, Wollprodukte begleiten uns dagegen meist im Winter in Form von Mützen, Schals und Handschuhen. Aber auch in Heimtextilien wie Bettwäsche sind Leinen und Baumwolle gern gesehene Fasern. Das Anwendungsgebiet von Naturfasern ist sehr groß und die hohe Nachfrage nach diesen Produkten bringt die Natur leider in verschiedenen Fällen an ihre Grenzen. Ob es die Tierhaltung bei der Wollproduktion ist oder die Ausbeutung von Baumwoll Bauern in Entwicklungsländern ist – wir müssen alle unseren Konsum hinterfragen und bewusst handeln.

Aus diesem Grund haben wir in unserem Bio Bettwäsche Ratgeber darauf geachtet, ausschließlich Hersteller vorzustellen, die in ihrer gesamten textilen Wertschöpfungskette hohe soziale und ökologische Standards einhalten.

 

FAQ 

Was für Naturfasern gibt es?

Bei Naturfasern wird in pflanzliche Naturfasern (Leinen, Hanf, Jute, Sisal) und tierische Naturfasern unterschieden (Seide, Alpaka, Angora, Merino)

Ist Seide eine Naturfaser?

Seide wird aus dem Kokon des Seidenspinners gewonnen und zählt zu den Naturfasern. Die Kokons werden während der Verpuppung geerntet und mit den Puppen gekocht. Dadurch soll verhindert werden, dass der Seidenspinner beim Entpuppen den Kokon durchbeißt und die Qualität der Seide minder.

Ist Viskose eine Naturfaser?

 Viskose wird den zellulosischen (natürlichen) Chemiefasern zugeordnet. Gewonnen aus Holz, wird durch eine Natron-Lauge die Zellulose aus dem Holz gelöst. Durch weiter chemische Aufbereitung kann die Zellulose im Anschluss zu einem Faden gesponnen werden. Viskose wird auch als Kunstseide bezeichnet.

Wie werden Naturfasern hergestellt?

Naturfasern können sowohl pflanzliche wie auch tierische Quellen als Ursprung haben. Grundsätzlich bedarf es keiner chemischen Bearbeitung um Naturfasern zu nutzen. Durch das Verspinnen können die die gewonnen Fasern zu einem Faden versponnen werden.

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